Rosa Luxemburg - "Revolutionen werden nicht gemacht"

„Revolutionen werden nicht „gemacht“ und große Volksbewegungen werden nicht mit technischen Rezepten aus der Tasche der Parteiinstanzen inszeniert. Kleine Verschwörzirkel können für einen bestimmten Tag und Stunde einen Putsch „vorbereiten“, können ihren paar Dutzend Anhängern im nötigen Moment das Signal zum „Losschlagen“ geben. Massenbewegungen in großen historischen Augenblicken können mit dergleichen primitiven Mitteln nicht geleitet werden. Der „bestvorbereitete“ Massenstreik kann unter Umständen just, wenn ein Parteivorstand zu ihm „das Signal“ gibt, kläglich versagen oder nach einem ersten Anlauf platt zu Boden fallen. Ob große Volkskundgebungen und Massenaktionen, sei es in dieser oder jener Form, wirklich stattfinden, darüber entscheidet die ganze Menge ökonomischer, politischer und psychischer Faktoren; die jeweilige Spannung der Klassengegensätze, der Grad der Aufklärung, die Reife der Kampfstimmung der Massen, die unberechenbar sind und die keine Partei künstlich erzeugen kann. Das ist der Unterschied zwischen den großen Krisen der Geschichte und den kleinen Paradeaktionen, die eine gut disziplinierte Partei im Frieden sauber nach dem Taktstock der „Instanzen“ ausführen kann. Die geschichtliche Stunde heischt jedesmal die entsprechenden Formen der Volksbewegung und schafft sich selbst neue, improvisierte, voher unbekannte Kampfmittel, sichtet und bereichert das Arsenal des Volkes, unbekümmert um alle Vorschriften der Parteien…“

„Rosa Luxemburg, „Krise der Sozialdemokratie“ in Richard Müller, „Eine Geschichte der Novemberrevolution“, Malik-Verlag 1924, Neuauflage 2015“

 

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